2011-09-22

Farewell to Asia

Heute ist mein letzter Tag in Asien. Dann heißt es auf unbestimmte Zeit: Goodbye Asia!

Sonnenuntergang am letzten Abend auf Ko Phi Phi im Süden Thailands in der Provinz Krabi.

Feuer Show auf der Insel Ko Lanta, Krabi, Thailand.



Ich bin nun seit 7 Monaten auf Weltreise, davon 4 Monate in Asien unterwegs. Ich habe seit mehr als 210 Tagen nie länger als 6 Nächte am Stück in einem Bett geschlafen und wie ihr es vielleicht schon raus hört, bin ich stolz darauf. Ich habe unzählige Stunden in Bussen, Taxis, Tuk Tuks, Flugzeugen und auf Booten verbracht, bin von Stadt zu Stadt getingelt, habe Pläne geschmiedet, und diese wieder verworfen. Im Moment sitze ich bei tropischem Regen in der Lobby meines Hostels, werde von Mücken verspeist und habe Blick auf den Hauseigenen kleinen Geistertempel, der rot/orange blinkt und von dessen Dach aus die Räucherstäbchen ihre Rauchkringel ziehen.

Heute Abend geht es zu meiner Station für die nächsten 2 Monate: Schweden!!
So sehr ich Asien auch liebe, in Schweden freue ich mich schon darauf auf der Straße gehen zu können, ohne dass Leute in mich stoßen oder sich Haut an Haut bei über 30 Grad an mir vorbei schieben. Ich freue mich darauf mir die Umgebung bei einem Spaziergang ansehen zu können und dabei nicht als Verkehrshindernis wahrgenommen zu werden oder in eines der tiefen Schlaglöcher zu fallen. Ich freue mich meine Zehen nicht mehr an lose herumliegenden Pflastersteinen zu brechen/prellen und nicht ständig hupenden Motorrädern, klingelnden Fahrrädern oder grummelnden Menschen ausweichen zu müssen. Ich werde eine neue Art des Einkaufens erleben, bei der man tatsächlich den Preis bezahlt, der auf dem Preisschild steht.

Es wird mir schwer fallen das bereits antrainierte Verhalten beim Einkaufen abzulegen. Bisher lief das in Asien etwa so: 1. Ich sehe mir etwas stirnrunzelnd an. 2. Die Verkäuferin weist mich auf die tollen Eigenschaften dieses Artikels hin und nennt mir ihren Preis per Taschenrechner. 3. Ich erwidere mit traurigem Gesicht: „Noo, that´s too much. I can not buy.“ 4. Die Frau scheint nachdenklich und kommt mir mit einem: „Okay, you good customer. I can give discount only for you.” Und tippt einen neuen Preis in ihren Taschenrechner. 5. Nun sehe ich beleidigt (aber lächelnd – das ist gar nicht so einfach!) aus und sage: „nooooooooh, nit noy for me. Please make good price for me!“ Ich tippe einen neuen Preis ein, auf den die Frau dann meist mit einem 6. „Oh no, madame. Me loose money!“ reagiert ….

Ich glaube den Rest der Verhandlungen könnt ihr euch vorstellen. In 2 Tagen lauert dann der Kulturschock in Schweden: Ich sehe etwas, schaue aufs Preisschild, entscheide ob mir der Preis gefällt und packe das Produkt ein oder lasse es liegen. Kann es denn wirklich so einfach sein?

Nähzeug eines Straßenschneiders in Bangkok. (Auch das gibt es hier: ein alter Mann mit einer portablen Nähmaschine richtet Löcher und alles Andere an Ort und Stelle!)


In der europäischen Welt freue ich mich auch vor allem darauf meinen Geist ruhen zu lassen. Hier in Asien ist jeder Tag ein Erlebnis. Selbst jetzt, wo ich schon 4 Monate hier bin, habe ich mich noch nicht an all die Gerüche, Geschmäcker und Leute gewöhnt. Ich bin von Natur aus neugierig und probiere gerne alles was ich vorher im Leben noch nicht gesehen habe aus. So passiert es mir täglich, dass ich neue Speisen und Getränke, Arten zu Reisen oder alles was mir sonst noch so über den Weg läuft probiere. Ich bin konstant von neuen Eindrücken erschossen und falle jeden Abend tot ins Bett.

An Asien werde ich auf jeden Fall die vielen exotischen Früchte und das street-food vermissen, das an jeder Straßenecke wartet. Es ist so angenehm durch die Stadt zu schlendern und sich nie Gedanken, um die nächste Mahlzeit machen zu müssen. In Asien sind die Restaurants und die vielen Stände (so scheint es) 24 Stunden, 7 Tage die Woche geöffnet. Es wartet eine Vielzahl von Snacks nur darauf von den Passanten gekauft zu werden. Meine tägliche Ration besteht beispielsweise momentan aus: frisch geschnittener Mango, Ananas, Wassermelone, frische Kokosnuss, gebratene Gemüsespieße, gegrillter Fisch und Tintenfisch und stickey rice mit Durian. All das werde ich vermissen. Jede Portion Essen kostet etwas zwischen 10 und 50 Bath (20ct bis 1,50€) und ich komme mit 5€ für Essen pro Tag locker hin und ernähre mich dabei noch gesund.
Was soll ich noch mehr sagen als: Eine Stunde Ölmassage für 5€? Was gibt es besseres?

Ich habe es in 4 Monaten in Asien noch nicht geschafft mir ein Bild des „Standard“ Einwohner zu machen. Nach jeder Unterhaltung mit einem der Einheimischen wird mein bisher festes Bild der Einwohner zerstört und um ein paar Aspekte erweitert. Die Bevölkerung in Asien scheint so vielseitig und unterschiedlich zu sein, dass man die Leute wirklich nicht über einen Kamm scheren kann. Selbst das Aussehen finde ich mittlerweile (bei weitem!) nicht mehr gleich. Und so kommt es mir vor, dass die Gemeinsamkeiten oft bei den schwarzen Haaren und den dunklen Augen aufhören.

Foto von Anna Thamm: Kinder in einem Dorf der Langhals Frauen.


Es gibt Menschen, die in ihrem Laden leben. Die Läden sind oft 24 Stunden pro Tag, 7 Tage die Woche geöffnet. Hinter der Theke gibt es einen kleinen Raum mit einem Bett und einem Ventilator. Die Familie schläft, ist und zieht ihre Kinder im Laden groß. Diese Leute haben meist noch nie ihre Stadt, teilweise sogar ihr Stadtviertel verlassen. Ihre Kinder träumen davon auf die Universität zu gehen und werden oft schon früh von der Schule genommen, um im Laden mitzuhelfen. In solchen Haushalten gibt es keinen Urlaub und keine Reisen. Der oftmals einzige Feiertag ist chinesisch Neujahr, für das alle Läden 3 Tage geschlossen werden. Für eine Weile dachte ich das wäre der Durchschnitt.

Mittlerweile kenne ich Leute aus Asien, die als professionelle Motorradfahrer arbeiten und somit ganz Vietnam mit allen Provinzen und unterschieden kennen gelernt haben. Ich kenne Saisonarbeiter, die im Sommer zum Beerenpflücken nach Finnland gehen und dort so viel Geld verdienen, dass sie eigentlich den Rest des Jahres nicht mehr zu arbeiten bräuchten. Ich habe mich mit einem jungen Mann unterhalten, der für die Liebe für ein Jahr nach Europa gezogen ist und dort Französisch gelernt hat (und das obwohl der Herr mit 13 von der Schule abgegangen ist!) oder mit einem Kambodschaner, der sich mit 11 freiwillig dazu entschieden hat buddhistischer Mönch zu werden und ein Leben des Zölibats zu leben. Ich war auf einer Indieparty der gebildeten Oberschicht Indonesiens und habe mich mit Jugendlichen unterhielten, die so ziemlich jede Band der Moderne kannten und mir sogar einige Deutsche Bands aufzählen konnten, von denen ich noch nie gehört hatte. Das sind nur ein paar der vielen Beispiele die ich hier nennen könnte. Ich könnte Tage und Wochen damit verbringen Leute auf der Straße zu interviewen, um ein runderes Bild der Bevölkerung zu erhalten.

Verbleiben wir so: Asien, ich komme wieder!