2011-10-31

Städtetrips in Schweden

Die letzten beiden Wochen habe ich mit Städtetrips nach Stockholm und Uppsala verbracht. Die Ausflüge waren nicht nur geplant, um dem etwas beengten Wohnverhältnis auf 26m² etwas Luft zu lassen, oder meinem Freund Zeit zu geben sich auf seinen bevorstehenden Mathetest vorzubereiten, sie waren besonders Teil meiner Mission „Weltreise“. Da ich zum ersten Mal in Skandinavien bin, will ich auch Land und Leute kennenlernen! Auf dem Plan stand: Sightseeing in der Hauptstadt Schwedens + Kultur und Menschen in der größten Universitätsstadt Schwedens, Uppsala!

Stockholm ist eine typische europäische Hauptstadt. Das Einzige was Stockholm signifikant von vielen anderen Städten Europas unterscheidet ist das Wasser das die Stadt umgibt und in viele Inseln zerteilt. Die Stadt mit ca. 855.000 Einwohnern erstreckt sich über 14 Inseln, die mit 53 Brücken verbunden sind. Der gesamte „Schärengarten“ (archipelago) beläuft sich laut Wikipedia jedoch auf 24.000 Inseln, die teilweise nur so groß wie das Grundstück eines durchschnittlichen Einfamilienhauses, oder gar unbewohnt sind. Wenn man eine der Bootstouren durch Stockholm bucht, kann man viele der Inseln im Vorbeifahren bewundern.


Das Hostel „Moosebacke“, das sich in einem renovierten und umgebauten ehemaligen Kino befindet, liegt im „In“-Vierteil Södermalm, das sich durchaus mit Berlin Mitte vergleichen lässt und südlich der Innenstadt Stockholms liegt. Das frühere Fabrik- und Arbeiterviertel wurde seit 2007 zum Szeneviertel umfunktioniert. Die Fabrikgebäude wurden in Wohnhäuser umgewandelt und das Gebiet südlich des Folkungsgatan wurde „stylish“ in „SoFo“ in Anlehnung an New York´s „SoHo“ getauft. Hier tummeln sich viele Bars, Cafés und individuelle Designerläden, die Vintagekleidung, Sportartikel und selbstgebackene Bio-Kekse verkaufen. Ich verbringe den ganzen ersten Tag damit all die kleinen Winkel SoFo´s, die Secondhandläden, Plattengeschäfte, Galerien und Cafés zu entdecken.



Street Art in Södermalm

Den Rest der Woche habe ich ausgiebig Zeit mich in Stockholm zu verlieben. Ich liebe die wunderschönen Häuser der Jahrhundertwende, die Wasserfront, den Sonnenschein, die Cafés, die freundlichen und ausgezeichnet Englisch sprechenden Einwohner und ganz allgemein den Stil, den Stockholm für mich verkörpert. Die Menschen hier sind gut gekleidet, ausgeglichen, freundlich, und tolerant gegenüber allen Nationalitäten oder Ansichten. In Stockholm entdeckte ich Kinderwagenrampen an jeder auch noch so kleinen Stufe, ganze STOCKWERKE für Kinder mit Spielsachen in öffentlichen Gebäuden, kostenlose Ausstellungen und Informationsmaterial und sogar fröhliche Mitarbeiter im öffentlichen Dienst! Von einer Bekannten, die ich in Stockholm getroffen habe hörte ich: „Wow, die haben wirklich viele schwule Nannys hier in Schweden!“ In Wirklichkeit handelt es sich um junge, sportliche, gut aussehende Väter, die sich nicht dafür schämen in Lederjacke und mit Babytrager mit ihrem Nachwuchs in der Stadt herumzulaufen. Mit dem Gefühl, das in Stockholm die Welt in Ordnung ist, verlasse ich die Stadt und fahre am Montag drauf mit dem Zug nach Uppsala.

Uppsala ist mit ca. 23.000 Studenten eine der größten Universitätsstädte Skandinaviens. Die Studenten in Uppsala sind in Studentenorganisationen, den sogenannten „Nationen“ organisiert. Als Student und Mitglied einer Nation hat man volles Programm die ganze Woche über und hat die Qual der Wahl zwischen Kostümparties, Karaokenächten, offiziellen Bällen, klassischen Studentenparties und Filmnächten. Außerdem kommt man als Student in den Genuss der studentischen Essensangebote, wie z.B. das Mittagsbuffet, das zu erschwinglichen Preisen angeboten wird. Als nicht-Student muss man jedoch fast schon als Aussätziger leben. Die Türsteher der Nationen sind angewiesen keine Nicht-Studenten reinzulassen und dürfen dabei keine Ausnahmen machen und für Essen in Schweden muss man ein kleines Vermögen ausgeben.

Ich habe mich als Freiwillige gemeldet, um am 30. Internationalen Kurzfilm Festival in Uppsala mitzuhelfen. Mein Posten ist das Gästebüro, an das die Regisseure herantreten, um sich am Festival anzumelden, sich Informationsmaterial abzuholen oder einfach nur einen Kaffee zu trinken und etwas Gesellschaft zu haben. Insgesamt sorgen 150 Volontäre aus aller Welt für einen reibungslosen Ablauf in der Festivalwoche. Die Festivalorganisation bedankt sich dafür mit einem Wochenpass für das Festival und somit freien Kurzfilmvorstellungen. In der Woche in Uppsala lerne ich Freiwillige (meist Austauschstudenten) aus Venezuela, England, Burkina Faso, Frankreich, China, Lybien, Schweden und Deutschland kennen. Wenn gerade kein Gast versorgt werden muss unterhalten wir uns über die Schulsysteme unserer Länder und staunen über die Kindheitsgeschichten unserer Kollegen. Die Hintergründe könnten nicht unterschiedlicher sein, doch mit einem einheitlichen Gedanken und der englischen Sprache ist es uns möglich zu lernen und zu teilen.



Die Woche vergeht wie im Flug und gerade als ich anfange zu realisieren wie viel Zeit bereits vergangen ist, finde ich mich im Zug Richtung Östersund wieder. Home sweet home!

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