2011-03-08

First Nations

Heute hat ein Museum geschafft, was es vorher noch nie geschafft hat: es hat mich mitten ins Herz getroffen!!

Als Besonderheit an Canada empfand ich die bewusste Auseinandersetzung mit der indianischen Kultur. Die Indianer, in Canada politisch Korrekt "first nations" genannt, sind hier durch ihre Kunst und Kultur allgegenwärtig. Eine der größten Sehenswürdigkeiten sind die Totempfähle in Vancouvers Stanley Park:



Das Museum of Anthropology ist ausschließlch den first nations gewidmet. Ich stehe noch immer unter seinem Bann. Das Museum handelt vom Aussterben und der Wiedergeburt der Kultur der Indianer. Wir erhalten eine kostenlose, einstündige Führung. Die Ausstellung ließ mich demütig werden. Ich fühle mich wie ein Schwamm, der jedes Wort aufsaugt. Die Geschichte der Indianer scheint fremd und faszinierend zugleich. Eine Kultur, in der Reichtum nicht anhand von Gegenständen oder Rohstoffen, sondern anhand der Anzahl der Familienmitglieder und der Geschichten in Familienbesitz gemessen wird. Geschichten der Familien unterstehen strengem "Copyright". Sie dürfen nur von anderen weitererzählt werden, wenn der Urheber, oder die Urheberfamilie das Einverständnis gegeben hat. Eine Kultur und Kunstform, die von wenigen Einzelpersonen vom Aussterben gerettet wurde und in mühevoller Arbeit wieder zum leben erweckt wurde. Die first nations blicken zurück auf die 10-tausendjährige Geschichte der Stämme, mit ihren eigenen Sprachen und ihrer in Holz festgehaltenen Familiengeschichte, die sie jeden Tag begleitet. Ein Teil der Ausstellung wird von Juweliersarbeit eines indianischen Künstlers dominiert. Er schmolz um die Jahrhundertwende Silberdollar ein, um Schmuck zu schmieden, auf dem er Familiengeschichten in Tiergestalten verewigte. Dem indianischen Künstler blieb der "Wert" des Silberdollars scheinbar verborgen - oder definiert er seinen Wert nur anders!?

Neben der offensichtlichen Ausstellung ist das Haus, des Museum of Anthropology mindestens ebenso interessant. Dies wurde um die Gegenstände der Ausstellung "herum" gebaut. Die Totem Pfähle waren maßgeblich für die Architektur des Hauses. Der höchte der Pfähle ist ca. 15 Meter hoch. Das Haus selbst ist der Architektur der indianischen Langhäuser nachempfunden. Trotz des Beton und Stahl Bauwerks spürt man die Erdverbundenheit und die Spiritualität. Das Museum steht auf seit tausenden von Jahren bewohntem Boden. Besessen von Menschen, die innerhalb der letzten 100 Jahre durch westliche "Zivilisation" zu 95% ausgerottet wurden.

First nations Erklärung der Entstehung der Welt. Raven und die ersten Menschen, die dem Meer entspringen.

Kunstvolle Hauspfähle, auf denen die Familiengeschichte abgebildet ist halten das Hausdach des Langhauses.

Essensschale für bis zu 300 Gäste. (ca. so groß wie eine Badewanne) Da die Stämme keine Aufzeichnungen machten, mussten sie zu jedem Ereignis ein großes Fest schmeissen, dass dann alle bezeugen konnten. Z.B. Hochzeiten, Übergabe von Land oder Jagdgebieten.

Moderne Interpretation indianischer Kunst von einem in Japan bekannten Comic-Zeichner.

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