2011-08-04

Borneo

In meiner Vorstellung war Borneo eine üppig mit Regenwald bewachsene tropische Insel auf der es von wilden Tieren nur so wimmelt. In meiner Vorstellung waren die Städte auf der Insel nur per Flugzeug, Dschungelwanderung oder mehrtägiger Busfahrt zu erreichen. Ich hatte einen recht unberührten Flecken Erde erwartet, der nur von Biologen, Forschern und einheimischen Stämmen besiedelt wird.

Umso überraschter war ich, als ich in der Hauptstadt des malayischen Borneo, Kuching, ankam. Der Flughafen war nagelneu und stand den anderen Flughäfen dieser Erde in nichts nach. Der Taxiservice brachte mich, auf gut ausgebauter 4 spuriger Autobahn, nach Kuching. Umgeben von Wolkenkratzern, modernen Autos und Marken (Gucci, Coca Cola, Magnum – alles da!) habe ich dort erstmal meinen „Schock“ verarbeitet. In der Touristeninformation wurde meine Erwartungshaltung dann komplett verändert. In meinem Kopf sah das etwa so aus: „Es ist nicht notwendig von Ort zu Ort zu fliegen? Ich brauche keinen Stammesführer, der mich durch den Dschungel begleitet? Achso, ich nehme einfach den Bus 25 und steige am Orang Utan Zentrum aus. Ah, und wenn ich wandern gehe, folge ich den Wanderwegen. Jetzt ist alles klar!“ (Ich vermute ich war etwas unvorbereitet)



In den darauffolgenden Wochen habe ich so viel Borneo gesehen, wie es mir in der kurzen Zeit möglich war. Ich habe wilde Urang Utans in einem Naturschutzgebiet gesehen, bin durch den Dschungel gewandert, habe Fledermäuse beim abendlichen Ausschwärmen aus der Höhle beobachtet, bin in Höhlen geklettert und schwamm, umgeben von Schmetterlingen, in Wasserfällen.


Das Borneo, wie ich es erwartet hatte, fand ich im Bako Nationalpark, ca. eine Stunde außerhalb von Kuching. Der Nationalpark liegt auf einer Halbinsel und ist nur per Boot erreichbar. Vom Boot aus kann man die satt bewachsenen Hügel des Regenwaldes sehen, über denen die Feuchtigkeit der Nacht von den ersten Sonnenstrahlen zu Dampfwolken verwandelt wird. Bako Nationalpark wird an der Küste von riesigen Felsformationen, die teilweise einfach aus dem Wasser herausragen umgeben. Die Landschaft von Bako ist die exotischste und schönste Landschaft, die ich bisher je gesehen habe. Im Park folgt man farblich markierten Wanderwegen. Ich habe zwei Tage im Park verbracht und bin am zweiten Tag den längsten Wanderweg, 13 km Berg auf und Berg ab quer über die Halbinsel gelaufen. Ich habe pro Tag ca. 3 Liter Wasser getrunken und vermutlich 5 wieder ausgeschwitzt. Die extrem hohe Luftfeuchtigkeit verändert die Parameter deutlich und machte diese lange Wanderung zu einer extrem Herausforderung. Auf Wurzeln und teilweise kletternd bewegte ich mich durch den dicken Regenwald.





Der Regenwald Borneos (insgesamt) wurde mittlerweile bis auf 50% abgeholzt. (Manche Wälder in Sarawak wurden bis auf 28% ihrer ursprünglichen Fläche abgeholzt. Umweltschützer kämpfen um jedes Prozent, um den Urwald wieder zurückzugewinnen.) Im Staate Sabah (nördlicher malayischer Teil) gibt es einen Fluss, von dem aus man Horden von Urang Utans sehen kann. Woran das liegt? Der Regenwald um den Fluss herum wurde zur Nutzung von Palmölplantagen abgeholzt. Der Lebensraum der Urang Utans wird somit mehr und mehr beschnitten und sie müssen sich in den überbleibenden Teil zurückziehen. Dort stecken sie dann, umgeben von Palmplantagen, fest und müssen sogar nahe an den Menschen (Touristen) ran rücken. Nur neue Gesetze und starke Regeln für Nationalparks und Naturschutzgebiete können den Wald an einigen Stellen retten.




Borneo – nach wie vor einer der schönsten Flecken unserer Erde. Ich habe meinen Aufenthalt auf der etwas moderneren, aber nach wie vor exotischen Insel genossen. Nachdem ich meine Vorstellung etwas adjustiert hatte, wurde mir klar, dass die Nationalparks so „gut behütet“ sind, damit die Touristen dem Dschungel keinen Schaden zufügen. Würde jeder Tourist sich mit einem Führer Wege durch den Dschungel schlagen, wäre bald nicht mehr davon übrig. Ich hoffe, dass nicht noch mehr Regenwald den Palmplantagen weichen muss und dass Borneo vielleicht irgendwann wieder so grün wird, wie es einmal war.

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